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Mittwoch, 20. April 2016

Prostitution, Postfeminismus und Neoliberalismus


Dieser Beitrag erschien erstmals am 4. April 2014 als Gastbeitrag im Internetblog "Die Freiheitsliebe"*

Je länger diese Prostitutionsdebatte andauert, umso mehr wundere ich mich über so manche Argumentation. Hier ein paar besondere Stilblüten: 

• Amnesty International London veröffentlicht ein Positionspapier und reklamiert ein Recht auf sexuelle Befriedigung jenseits konventioneller Möglichkeiten (Perspektivwechsel: vorher ging es immer um das Recht sich prostituieren zu dürfen)
• Eine Bordellbetreiberin propagiert ein Menschenrecht (Männerrecht?) auf Sex
• Auf einer Konferenz zu Sorgearbeit wird Sexarbeit unter “Care-Arbeit” subsumiert, in einer Reihe mit „Gesundheit, Pflege, Assistenz, Erziehung, Bildung, Wohnen, Haushaltsarbeit“



Auffällig ist auch eine neoliberale Argumentation in Bezug auf Prostitution/Sexarbeit. Diese wird deutlich in der Aufforderung “Gefühle” und “Moral” (oder auch “Ethik”) doch bitte in der Diskussion außen vor zu lassen und bitteschön “rational” zu diskutieren. Wie Meghan Murphy[1] richtig bemerkt ist es doch eigentlich der Kapitalismus der keine Gefühle kennt und dem Moral und Ethik bei der maximalen Gewinnmaximierung absolut im Wege stehen. Aber Linke (und LINKE) argumentieren in der Regel so nicht und treten ein für Arbeitsschutz und gegen Ausbeutung, moderne Sklaverei (Leiharbeit), teilweise für ein bedingungsloses Grundeinkommen, mitunter sogar gegen den Lohnarbeitsfetisch (Stefan Grigat) oder gar für ein “Recht auf Faulheit”[2] (Paul Lafargue, 1883, Schwiegersohn von Karl Marx).

In der Prostitutionsdebatte gilt es jedoch plötzlich auch in linken Kreisen für legitim jemanden aus egoistischen Motiven auszubeuten, weil diese Person beispielsweise in einer schwierigen ökonomischen Situation ist – und deshalb Sex gegen Geld “freiwillig” zugestimmt hat.

Ganzen Beitrag bei Abolition 2014 lesen